Wärmedämmung
Unsere Vorfahren hatten nicht unbedingt die ENEV 2014 im Sinn als Sie damals Ihre Häuser gebaut haben. Viel mehr stellte sich die Frage welches Material überhaupt zur Verfügung steht. Aus diesem Grund findet man in Süddeutschland ein Massivsandsteinhaus eher als ein Backsteinhaus. Während im Süden Häuser meistens verputzt sind wird im Norden ganz gerne verklinkert. Hauptsache die Wand bot Schutz vor Wind und Wetter. Das mit der Wärmedämmung ist erst in den 1990er Jahren in den Mittelpunkt gerückt - unter dem hintergrund des Umweltschutzes (fun fakt: Viele "Styroporplatten" sind inzwischen Sondermüll wg. den Mittelchen die zum Flammschutz gedacht sind). Nun ist ja der Gedanke ein Haus zu isolieren um Kosten zu sparen (ok, besser nicht genau nachrechnen) und die Umwelt zu schonen nicht verkehrt. Ausserdem: Bei vielen Gebäuden ist das verpflichtend wenn man Sie umbaut (nicht bei Baudenkmälern).Die durchschnittliche Fachwerkwand besteht aus 20-30% Holz und Backsteinen. Die Wärmedämmung ist, sagen wir mal: Nicht existent. Hier hilft auch eine Möglichst dicke Mauer nicht. Etwas besser sind Lehmwände - jetzt aber auch nicht übermäßig. Deswegen muss man sich (und wir uns) für einen Dämmstoff entscheiden. Das Problem ist jetzt das ein Fachwerkhaus nicht jede Dämmung verträgt. Von durchschnittlichen Preisen bei der Dämmung wie 30-40 Euro kann man sich gleich mal verabschieden.
Kleiner Fakt: Die meiste Feuchtigkeit kommt von innen - und wenn das die Wand nicht verträgt gammelt früher oder später das Holz.
Zuallererst mal: Was darf man nicht!
- Diffusionsdichte Dämmungen. Von irgend einer Richtung kommt feuchtigkeit - das kann man fast nicht verhindern bei einem alten Fachwerkhaus. Wenn die Feuchtigkeit nirgendwo hin kann bleibt Sie eben da wo Sie ist. Im Zweifelsfall im Fachwerk. Und Feuchtes Holz finden Pilze, Bakterien und auch Insekten toll - was wiederum für das Fachwerk doof ist. Sieht man an unserem Haus. Die tolle Dämmtechnik der 60er Jahre hat zu reichlich maroden Balken geführt.
- Holzunverträgliche Dämmungen: Es gibt Chemikalien die einfach mit Holz nicht gut können - Zement ist beispielsweise soetwas. Kalk aber auch (nun ja, nicht alle).
Was ist also für Fachwerk geeignet?
- Lehmdämmsteine:
Hier wird einfach vor die Fachwerkwand eine zweite Wand aus Leichtlehmdämmsteinen gemauert. Grob gesagt sind das Ziegel aus einem Lehm - Stroh gemisch. Jetzt kann man sich überlegen das es nicht gerade kostengünstig ist eine zweite Mauer zu bauen. Allerdings: Die Dämmwerte sind im vergleich relativ schlecht - bei meinem Musteraufbau (12cm Backstein bei 23% Balkenanteil) bringt eine Leichtlehmsteinwand davor einen Dämmwert von 1,49 W/m²K. Das ist jetzt nicht so gut. Um auf den KfW Wert für Denkmäler (0,65 W/m²K) zu kommen müßte die Leichtlehmwand schon 530mm dick sein. Also grob gesagt: Das wäre Blödsinn. Ich rechne das nicht aus, aber die Kosten um das wieder bei "Heizmaterial" zu sparen würdet Ihr wohl nicht mehr erleben (bei derzeitigen Preisen).
- Leichtlehmdämmung: Lehm und Holzhackschnitzel
Ich war vor kurzem in einem Haus bei dem die Dämmung aus geschütteten Holzhackschnitzeln besteht. Es gab da eine Schalung aus Schilf (keine Baumarktware verwenden! Es sollte "Schilfmatten in 70 stengeliger Bindung" sein). Das Material war nur geschüttet, ich kann zum Wärmedämmwert dieser Variante nichts sagen, aber die Dämmung war sicherlich 130mm dick. Trotzdem würde das für KfW nicht reichen (da weder Holz noch Lehm gut genug isolieren, auch nicht mit Lufteinschlüssen)
- Holzfaserplatten:
Das ist an sich eine relativ vernünftige Methode. Auf die Fachwerkmauer kommt ein Ausgleichsputz damit die Wand eben ist, und darauf wird mit einem "Kleber" (gerne auch "kapilare Kopplungsschicht" genannt) eine Holzfaserdämmplatte. An sich finde ich das gut. Die Dämmwerte sind ordentlich, die Preise für das Material vernünftig und das kann fast jede Zimmerei aufbringen. Bei dem "Standardaufbau" mit einer 60mm Holzfaserplatte habt Ihr dann auch schon einen Dämmwert von 0,63 W/m²K. Dicker sollte man dann aber auch nicht werden da es "angeblich" mit dickeren Platten irgendwann Feuchtigkeitsprobleme gibt (Hörensagen, gibt wohl eine Studie da ich die aber nicht selber gesehen habe weise ich darauf hin das ich dies nicht als gesicherte Erkenntnis unters Volk bringen kann).
- Perliteplatten
Manche tragen Obsidian als Schmuck um den Hals, manche machen daraus Dämmung. Perlitedämmung ist eine ziemlich feuchteunempfindliche Dämmung aus Vulkanglas, die Dämmwerte sind auch verhältnismäßig gut (60mm reichen für 0,60 W/m²K in meinem "Standardaufbau"). Das Produkt war lange unter dem Markennamen TecTem bekannt und wird in Fachwerkhäusern verhältnismäßig häufig eingesetzt da es auch kapilare Eigenschaften hat.
- Cellco
Cellco ist eine Mischung aus Lehm, Kork & Kieselgur und schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts im Einsatz. Es gibt also reichlich Erfahrungen mit dem Material (und es funktioniert). Das ganze funktioniert so das vor die Fachwerkwand eine Schalung gebaut wird, dazwischen Cellco geschüttet wird und festgestampft wird. Das ist ziemlich viel manuelle Arbeit und Cellco kostet auch im vergleich mehr. Allerdings fällt alles wer was man bei Plattenmaterialien in das herstellen einer ebenen Oberfläche stecken muss, das relativiert das ganze wieder. Um die KfW Anforderungen (bei Fachwerkwänden) zu schaffen muss die Cellco Schicht 80mm dick sein, das ist machbar. Es sei noch erwähnt dass das Material patentiert ist, es also 0 Wettbewerb gibt - also wenn man das will wird der Hersteller auf jeden Fall Haacke Cellco sein (und aus Celle kommen). Wir wollen das :-)
Vielleicht noch als Indiz: In meinen Fachwerkbüchern werden alle möglichen Dämmungen beschrieben, Cellco wird aber selbst in der Fachliteratur als so "wertvoll" angesehen das es mit aufgeführt wird (als einziges Markenprodukt). Von unserer Architektin, mehreren Zimmerleuten, einem Wettbewerber und einem Sachverständigen wurde das Material sinpel "als das Beste" bezeichnet. Hoffen wir mal dass das stimmt.
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